Über Reet

Reet – ein unverfälschter Baustoff der Natur

Seit Jahrtausenden das Dach der Wahl

Bauen mit natürlichen Materialien – das ist ein neuer Trend, aber auch uralte Tradition. Schon 4000 Jahre vor Christus, als die Menschen am Bodensee sesshaft wurden, errichteten sie die ersten nachgewiesenen Reetdachhäuser: Das Rohr wurde mit Haselnuss- und Weidenstöcken auf dem Dachstuhl festgehalten.

Einer der ältesten Baustoffe der Menschheit

Reet, auch Schilf, Reeth, Reth, Reith, Ried oder Rohr genannt, zählt also zu den ältesten Baustoffen der Menschheit. Anfangs griff man zu der Schilfpflanze vor allem deshalb, weil sie zu den verbreitetsten der Welt gehört und sich auf fünf Erdteilen findet. Reetdächer traten deshalb ihren Siegeszug um den Globus an: Man findet sie in Asien und Afrika ebenso wie in England – oder quasi „vor der Haustür” in den Landschaften rund um Nord- und Ostsee. Was wäre Sylt ohne seine Reetdachhäuser? Oder die Halbinsel Eiderstedt ohne ihre Haubarge, die großen, reetgedeckten Bauernhäuser?

Die ersten Siedler vom Bodensee hatten, anders als heutige Hausbauer, nicht viel Auswahl an Baumaterialien. Aber mit dem Schilf haben sie einen Stoff gewählt, der auch nach wissenschaftlichen Erkenntnissen besonders gut als Dachdeckung geeignet ist.

Warum Reet ein so wertvolles Dachmaterial ist

Und das macht das Schilfrohr, das in Deutschland bis zu vier Meter hoch wächst, zum besonders wertvollen Material für den Dachdecker:

Silizium als natürlicher Schutzmantel

Reet enthält (im Gegensatz zum weniger dauerhaften Stroh) sehr viel Silizium. Bei wissenschaftlichen Untersuchungen wurden bis zu 21,7 Milligramm pro Kilo Trocken-Masse in den oberirdischen Pflanzenteilen gefunden. Das ist die höchste Konzentration Von Silizium in heimischen Gemüsepflanzen. Silizium macht das Rohr extrem wasserabweisend und schwer entflammbar. (Schilfrohr zählt, gängigen Vorurteilen zum Trotz) zur Brandklasse „B 2 – normal entzündlich.“

Reet isoliert doppelt – mit Luft

Aufbau einer Schilfpflanze

Ä = Ähre
ÜH = Überwasserhalm
B = Blatt
AV = Adventivwurzel
UH = Unterwasserhalm
S = Sproß
R = Rhizom

Reet wirkt auf doppelte Art wärmedämmend: Erstens sind die Halme zwischen den Knoten luftgefüllt. Zweitens nutzt eine dicke Schicht Reet auf dem Dach die Luft- Zwischenräume zwischen den einzelnen Halmen, um den Temperaturaustausch mit der Außenluft zu vermindern. Wer einmal in einem Haubarg oder einem reetgedeckten Niedersachsenhaus saß, weiß, wie angenehm leise es unter dem wuchtigen Dach ist: Die doppelte Isolation von Reet wirkt nicht nur gegen Kälte, sondern auch gegen Lärm. Die Schallschutzeigenschaften von Reet sind hervorragend.

Musterhaft elastisch

Was die viele Meter langen Halme geschmeidig im Wasser stehen lässt, nutzt später dem Dach: Reet hat einen besonderen Zellaufbau, den man unter dem Mikroskop sehen kann: Die Zellen bestehen u.a. aus ineinander verflochtenen Zelluloseschichten. Und es gibt ringförmige Stützzellen. Beides verleiht Reet eine besondere Elastitizität, Festigkeit und Tragfähigkeit.

Reetanbau hilft der Natur

Mit einem Reetdach tut der Bauherrn nicht nur etwas für sich, sondern auch für die Natur: Im Schilfrohr ist Co2gebunden. Einzig die Energie, die für den Transport aufgewendet wird, verursacht Co2 Emissionen. Schilfrohrflächen reinigen das Wasser. Das Reet setzt antibiotische Stoffe frei Und kann die Anzahl der pathogenen (krankheitserregenden Keime) im Wasser auf bis ein Zehntel reduzieren. Pro Reet fördert im Dialog mit niederländischen und dänischen Partnerverbänden die Erhaltung von Schilfbiotopen im Einklang mit dem Naturschutz.

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