Manchmal müssen Entscheidungen sofort getroffen werden, denn wenn es durchregnet, ist es meistens höchste Zeit für ein neues Dach. Landwirt Hans-Hermann Behr aus Scharmbeck bei Winsen/Luhe ereilte dieses Schicksal mit seinem alten denkmalgeschützten niedersächsischen Ständerbauernhaus aus dem Jahre 1648. Reetdachdeckermeister Uwe Behr aus Winsen/Luhe bestätigte ihm, dass ein Stopfen der betroffenen Stellen im Reet nicht mehr möglich sei; der Landwirt stand somit vor den Alternativen „altes Dach neu eindecken“ oder „Abriss mit anschließendem Neubau einer modernen Halle“.
Hermann Behr entschied sich für den Bestand und für ein neues, lang haltbares Dach aus Reet. Das alte Reetdach war vor ca. 50 Jahren das letzte Mal grundlegend ausgebessert worden und selbst die ältesten Bewohner im Dorf und die älteren Generationen des Familien- und Dachdeckerbetriebes Uwe Behr konnten sich nicht erinnern, wann das Haus zuletzt neu eingedeckt wurde.
Innerhalb von eineinhalb Monaten wurde das alte Reet abgetragen und das Dach über die gesamte Fläche von fast 800 m2 mit Reet neu eingedeckt. Außerdem mussten 15 m der Fassade an der Frontseite erneuert werden, was bedeutete, dass hierfür die alten Steine wiederverwendet werden mussten.
Nach Abschluss der Dacharbeiten war das alte Reetdachhaus im November 2013 wieder in Funktion. Und Hans-Hermann Behr ist darüber glücklich und dankbar, weil sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz über das Ortskuratorium Lüneburg mit Fördergeldern in Höhe von 15.000 Euro, die Stadt Winsen/Luhe mit 7.000 Euro und das Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Niedersachsen (LGLN) mit einer Co-Finanzierung über 30.000 Euro an den Kosten mit einem Gesamtvolumen von 120.000 Euro beteiligt haben.
Bereits früh in der Planungsphase stellte sich die Frage, ob die Kosten für den Fortbestand dieser landwirtschaftlichen Anlage und die Lagerfläche gerechtfertigt sind. „Sicher, es hätte Alternativen gegeben“, erklärt Hans-Hermann Behr dazu, „aber das Haus aus dem Jahre 1648 ist seit Generationen im Familienbesitz und das reißt man nicht so schnell ab. Ich hätte mir für dieses Geld auch eine große Stahlhalle bauen können, die besser für 160 PS starke Schlepper ausgelegt ist. Ich habe mich aber für den Erhalt entschieden, weil so der traditionelle ländliche Charakter meines Hofes und der Gemeinde unterstrichen wird.“